Kein Ereignis prägte den Konflikt im Nahen Osten so stark wie der Sechs-Tage-Krieg 1967. Innerhalb kürzester Zeit schlug Israel die arabischen Streitkräfte vernichtend und bewies seine militärische Überlegenheit. Vor 35 Jahren brach der Krieg aus.
Sinai, 5. Juni 1967. Es war ein heißer Montagmorgen in einem trockenen Sommer. Der ägyptische Oberkommandierende Abdel-Hakim Amer hatte seinen Inspektionsflug über die Wüstenhalbinsel schon früh begonnen. Seit einer Woche lagen seine Soldaten in Alarmbereitschaft und horchten, ob sich jenseits der Grenze in Israel Truppen bewegten. Die Stimmung war gelöster als sonst. Eine neue diplomatische Initiative stand bevor, der 5. Juni schien kein Tag für einen Kriegsbeginn zu sein. Das dachten auch die ägyptischen Soldaten. Die ersten israelischen Jagdbomber starteten kurz vor acht.
Noch ehe die ägyptischen Soldaten begriffen, was geschah, standen sie in einem Hagel aus Raketen und Bomben. Bis zum Mittag vernichteten die Israelis fast die gesamte ägyptische Luftwaffe. Es folgte ein Feldzug, der den Mythos der Unbesiegbarkeit der israelischen Armee begründete. Innerhalb von sechs Tagen eroberte Israel von Ägypten die Sinai-Halbinsel und den Gaza-Streifen, von Jordanien die West-Bank und von Syrien die Golan-Höhen. Die arabischen Truppen wurden vernichtend geschlagen. Und nicht nur das: Israel demütigte damit die gesamte arabische Welt.
Keiner hatte den Krieg wirklich gewollt – weder der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser noch der israelische Regierungschef Levi Eschkol, schon gar nicht der jordanische König Hussein. Doch auch keiner besaß die politische Stärke, den Konflikt zu entschärfen. Alle zusammen rührten so lange in einem hoch explosiven Gemisch aus Aggression und Provokation, bis es sich von allein entzündete. Vor allem Nasser spielte mit dem Feuer. Nach einem gescheiterten militärischen Abenteuer im Jemen war er nicht mehr der unumstrittenen Führer der arabischen Welt, den die Menschen anbeteten. Er brauchte einen Erfolg, da kam ihm ein diplomatisches Scharmützel mit Israel gerade recht.
Den Boden dafür bereiteten die gegenseitigen militärischen Sticheleien von Israelis und Syrern an ihrer gemeinsamen Grenze. Der Konflikt verschärfte sich, als die Sowjets ihren syrischen Verbündeten fälschlicherweise meldeten, Israel ziehe Truppen an seiner Nordgrenze zusammen. Nasser zögerte nicht lange. Er erklärte seine Solidarität mit Syrien und forderte im Sinai als Beobachter stationierte UN-Truppen zum Abzug auf. Seine eigene Armee ließ er vorrücken. Dann sperrte er die Straße von Tiran und blockierte so den für Israel wichtigen Hafen Eilat im Süden des Landes. Die Israelis sahen darin das Szenario, das sie immer gefürchtet hatten: das Land umzingelt von einer gemeinsamen arabischen Front, die den jüdischen Staat vernichten will. Sie antworteten mit einem Präventivschlag.
Der Sieg der Israelis war gewaltig, die Folgen ebenso. Die arabischen Staaten erlebten eine Schmach, die tief in den Köpfen der Menschen eingemeißelt wurde. Was nun blieb, war ein luftleerer Raum in der Politik und eine arabische Welt auf der Suche nach Selbstachtung. In diesem Vakuum begann der religiöse Extremismus zu wachsen: Die Islamisten versprachen den Muslimen durch eine Besinnung auf die Wurzeln ihrer Religion eine bessere Zukunft.
Ägypten bekam zwar nach dem 1979 mit Israel abgeschlossenen Camp-David-Abkommen den Sinai zurück, doch Gaza-Streifen, West-Bank und Golan-Höhen blieben bis heute in den Händen der Israelis. Am 22. November 1967 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die berühmte Resolution 242: Israel wird darin zum Abzug aus den «besetzten Gebieten» aufgefordert, im Gegenzug sollen die arabischen Staaten das Existenzrecht Israels anerkennen. So wurde die weiterhin gültige Formel «Land für Frieden» geboren.